Frontalzusammenstoß bei Patersdorf
PNP - Daniela Albrecht; 23.04.2025
Tragödie bringt Retter an Grenzen
Nach tödlichem Unfall auf der B11 bei Patersdorf: Treffen mit Feuerwehr-Seelsorger geplant
Hilfe für die Helfer, damit keiner der Retter Langzeitfolgen davon trägt – dafür setzten sich die Verantwortlichen der Feuerwehr Patersdorf nach dem tragischen Unfall auf der Bundesstraße 11 bei Patersdorf im Landkreis Regen am Ostermontagmorgen ein. Zwei Frauen kamen bei dem Frontalzusammenstoß ums Leben, sechs weitere Menschen wurden bei der Kollision und einem zweiten Unfall in dem Bereich verletzt. Die Einsatzkräfte brachte diese Tragödie an ihre Grenzen.
„Es gibt Einsätze, bei denen jeder Feuerwehrmann an seine Grenzen kommt, von denen auch noch lange Bilder im Kopf bleiben beziehungsweise für immer mit dem Ostermontag-Morgen in Verbindung bleiben werden.“ Diese emotionalen Worte hat Erwin Haslböck, Pressewart der Feuerwehr Patersdorf, nach dem schwierigen Einsatz am frühen Ostermontagmorgen auf der Facebookseite der Wehr veröffentlicht. Haslböck hat damit auf den Punkt gebracht, wie es den Rettern geht.
Um kurz vor 5 Uhr am Ostermontagmorgen war es auf der Bundesstraße 11 auf Höhe der ehemaligen Tankstelle Rösch im Patersdorfer Ortsteil Prünst zu einem tragischen Verkehrsunfall gekommen. Zwei Autos – besetzt mit einer vierköpfigen Familie beziehungsweise einer einzelnen Frau (51) – waren frontal zusammengestoßen. Eine Mutter (62) und ihre Tochter (42) kamen dabei ums Leben, weitere sechs Menschen wurden bei der Kollision beziehungsweise einem zweiten Unfall, der sich in der Folge ereignete, verletzt.
Viele Einsatzgebiete gleichzeitig
Das Trümmerfeld erstreckte sich auf mehrere hundert Meter. Die Lage war sehr unübersichtlich, wie Kreisbrandrat Hermann Keilhofer der Passauer Neuen Presse am Ostermontag berichtete. Das erschwerte den Einsatzkräften der Feuerwehren Patersdorf, Ruhmannsfelden und Linden die Arbeit. Sie mussten nicht nur ein im Wagen eingeklemmtes Opfer befreien, sondern auch den in Brand geratenen Wagen der 51-Jährigen löschen. Zusammen mit Notärzten und dem Rettungsdienst versorgten und betreuten sie die Verletzten. Parallel sorgten weitere Aktive dafür, dass die Unfallstelle weiträumig abgesperrt war. Von Ruhmannsfelden kommend wurde von den Ruhmannsfeldener Feuerwehrleuten an der Abzweigung Richtung March umgeleitet, von Patersdorf kommend wurde die Bundesstraße von den Lindener Feuerwehrleuten ab dem Kreisverkehr abgesperrt.
Polizei korrigiert Angaben zum Unfallhergang
Derweil liefen parallel die Untersuchungen zum Unfallhergang. Neben Beamten der Viechtacher Polizei war ein Gutachter vor Ort. In einer Pressemitteilung gab das Polizeipräsidium Niederbayern kurz vor Mittag bekannt, dass die Polizei davon ausgeht, dass die 51-Jährige den Unfall ausgelöst hatte. Sie sei mit ihrem Ford auf die Gegenfahrbahn geraten und frontal mit dem Dacia der Familie zusammengestoßen.
Doch das stellte sich später als falsch heraus. Die 51-Jährige war zu Unrecht als Unfallverursacherin hingestellt worden. Am Ostermontagabend gegen 22 Uhr korrigierte das Polizeipräsidium Niederbayern in einer Pressemitteilung den Unfallhergang. „Unter anderem aufgrund Anschlussermittlungen“ habe sich demnach ergeben, dass – anders als zunächst angenommen – die 62-jährige Fahrerin des Dacia den Unfall verursacht hatte. Und die war mit ihrem Auto auch nicht in Richtung Ruhmannsfelden, sondern in entgegengesetzter Richtung unterwegs. Die Familie war nach aktuellen Angaben der Polizei auf dem Rückweg aus dem Italien-Urlaub.
62-Jährige kam mit Familien-Dacia auf die Gegenfahrbahn
Auf Höhe Prünst kam die 62-Jährige mit ihrem Wagen laut Polizei „aus bislang unbekannten Gründen auf die Gegenfahrbahn und stieß dort frontal mit dem Auto der 51-Jährigen zusammen“. Diese war auf der B 11 in Richtung Ruhmannsfelden unterwegs. Die Frau aus dem Landkreis Regen hatte großes Glück. Wie bereits berichtet, ging ihr Ford bei dem Unfall in Flammen auf. Ein 50-jähriger Ersthelfer zog die Fahrerin aus dem brennenden Auto. Sie wurde schwer verletzt mit einem Rettungshubschrauber in ein Klinikum geflogen, wo sie laut Polizei operiert werden musste.
Auto in Flammen – das gibt es „normal“ nur im TV
„Dass ein Auto gleich in Brand gerät, das kommt in der Realität so gut wie nie vor. Das kennt man eigentlich nur aus dem Fernsehen“, erklärte Markus Weiß, Kommandant der Patersdorfer Feuerwehr. Er zollte im Gespräch mit der Heimatzeitung den Ersthelfern, allen voran dem 50-Jährigen aus dem Landkreis Cham, der die Frau aus dem brennenden Auto gerettet hatte, großen Respekt. Dessen schnelles Handeln habe der Frau das Leben gerettet. Ihren Wagen löschten Aktive der Feuerwehr Linden, die zusammen mit Kollegen der Ruhmannsfeldener Feuerwehr mit Rettungsspreizer und Rettungsschere außerdem die Unfallverursacherin aus dem Autowrack befreiten. Für sie und ihre Tochter (42), die hinter ihr im Wagen saß, kam letztlich jedoch jede Hilfe zu spät. Sie hatten sich bei dem Unfall so schwere Verletzungen zugezogen, dass sie noch am Unfallort starben.
Leicht verletzt wurden bei der Kollision das hinten rechts sitzende Enkelkind (8) und der 68-jährige Ehemann der Unfallverursacherin, der auf dem Beifahrersitz saß. Um sie kümmerten sich zusammen mit dem Rettungsdienst die Aktiven der Feuerwehr Patersdorf, wie Kommandant Markus Weiß berichtete. Seine Leute leuchteten außerdem den Landeplatz für die beiden aus Regensburg und München kommenden Rettungshubschrauber aus.
Auch beim zweiten Unfall gab es drei Verletzte
Den Einsatz für die Rettungskräfte noch komplizierter gemacht hatte ein zweiter Unfall, der sich kurz nach dem Frontalzusammenstoß ereignet hatte. Der Fahrer eines mit drei Personen besetzten BMW, der in Richtung Patersdorf unterwegs war, hatte die Unfallstelle zu spät gesehen. Das Auto fuhr durch die Unfallstelle und krachte gegen das Fahrzeug des Ersthelfers, das dieser in Fahrtrichtung Ruhmannsfelden vor der Unfallstelle abgestellt hatte. Der BMW kam schließlich an der Leitplanke zum Stehen. Der BMW-Fahrer und seine beiden Mitfahrer wurden bei dem Unfall leicht verletzt. Ersterer kam nach der Erstversorgung durch einen Notarzt mit dem Rettungswagen in ein Krankenhaus.
Kriseninterventionsteam an der Unfallstelle
Weil Einsätze dieser Art nicht spurlos an den Beteiligten vorbeigehen, war bereits am Ostermontag ein Kriseninterventionsteam des BRK an der Unfallstelle. Die Feuerwehrleute setzten sich nach dem Einsatz zusammen und besprachen das Erlebte. Wie Patersdorfs Kommandant Markus Weiß gegenüber der PNP erklärte, soll das aber nicht das letzte Hilfsangebot für die Helfer gewesen sein.
Geplant ist noch in dieser Woche ein Treffen mit Feuerwehrseelsorger Sepp Schlecht aus Bodenmais. Dazu sind alle am Einsatz beteiligten Kameraden und Kameradinnen der drei Feuerwehren Patersdorf, Ruhmannsfelden und Linden eingeladen. „Wir tun alles, um die Kameraden bei der Aufarbeitung der Tragödie zu unterstützen, damit keiner Langzeitfolgen nach diesem Einsatz davonträgt“, versichert Weiß. Früher sei in diese Richtung nichts gemacht worden, da sei jeder Retter auf sich selbst gestellt gewesen. „Es ist gut, dass das mittlerweile anders ist und es Hilfsangebote auch für die Helfer gibt.“
| Einsatzart | Technische Hilfeleistung |
|---|---|
| Alarmierung | THL/ VU mit PKW, Person eingeklemmt |
| Einsatzstart | 21. April 2025 05:06 |
| Mannschaftstärke | 18 |
| Einsatzdauer | 5,5 Std. |
| Fahrzeuge | Mannschaftstransportwagen |
| Löschgruppenfahrzeug | |
| Gerätewagen Logistik | |
| Lichtmastanhänger | |
| Alarmierte Einheiten | Chr. R Chr. M BRK-NA |
| Alarmierte Einheiten | FF Patersdorf, BRK-RTW, HvO, Pol Vit, Regen Land 3/2, FF Linden, FF Ruhmannsfelden, Regen Land 3, Regen Land 1, BRK-ELRD |