Fußballspiel zum Auftakt

30.05.2025
Feuerwehr Verein Kinder Jugend
150-Jahr-Feier mit besonderer Botschaft: Feuerwehr Patersdorf setzt auf Inklusion

Ein mutiger Auftakt, der alle berührte: Beim 150. Gründungsfest der Feuerwehr Patersdorf standen Menschen mit Beeinträchtigung im Rampenlicht.

 „Ich bin sprachlos.“ Erwin Haslböck, Vorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr Patersdorf, zeigte sich überwältigt vom Auftakt des 150. Gründungsfestes. Ein ungewöhnlicher und mutiger Auftakt – denn: Hauptakteure waren Menschen mit Beeinträchtigung, also jene, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Der „Bunte Abend“ im Zeichen der Inklusion fand große Resonanz bei den Festbesuchern und die Feuerwehr durfte sich über viel Lob freuen.

„In unserer Feuerwehr wird Inklusion schon seit 40 Jahren praktiziert“, informiert Erwin Haslböck, „der erste Feuerwehrmann mit Handicap ist heute noch dabei“. Derzeit habe die FFW Patersdorf einige beeinträchtige Menschen in ihren Reihen. Haslböck betonte, dass alle voll integriert seien und in der Jugendgruppe und bei den Erwachsenen aktiven Dienst – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – leisten würden. Außerdem seien sie bei der Dienstsportgruppe der Wehr, die für das Fußballspiel fleißig trainiert habe.

Landrat Raith pfeift Inklusionsspiel

Gegner der Feuerwehr-Kicker war die Inklusionsmannschaft des TSV Metten. Franz Wölfl, der zum Trainer- und Betreuerstab gehört, erzählt, dass dieses Team kürzlich bei der Bayerischen Meisterschaft für Inklusionsmannschaften vertreten war und bei 20 Teilnehmern den respektablen sechsten Platz erreichte. In Metten wird großer Wert daraufgelegt, dass alle mitspielen dürfen, unabhängig vom Grad ihrer Behinderung.

Pünktlich begann die Partie auf dem Patersdorfer Schulsportplatz. „De Mettener sand stark“, analysierte ein Zuschauer schon nach den ersten Spielzügen. Die Inklusionsmannschaft übernahm sofort die Initiative. Durch zwei Treffer ihres besten Spielers mit der Rückennummer 11 ging Metten mit 2:0 in Führung. Patersdorf verkürzte zwar auf 2:1, doch der zweifache TSV-Torschütze stellte mit seinem Hattrick den 3:1-Halbzeitstand her. „Jetz gemma oba Voigas.“ Mit dieser Marschroute schickte Erwin Haslböck seine Schützlinge zur zweiten Hälfte aufs Feld. Und die Feuerwehr-Fußballer ließen Taten folgen. Innerhalb von zwei Minuten gelangen das 2:3-Anschlusstor und der 3:3-Ausgleich. In der Folgezeit gab es noch einige Chancen auf beiden Seiten, aber weitere Tore fielen nicht mehr. So endete der Fußballvergleich mit einem gerechten 3:3-Unentschieden.

Von den zahlreichen Zuschauern gab es anerkennenden Beifall für die Kicker des TSV Metten und der Feuerwehr Patersdorf sowie für den Schiedsrichter. Landrat Ronny Raith ist ein geprüfter Referee, hatte nach längerer Zeit wieder sein schwarzes Schiedsrichter-Dress angezogen und Karten und Notizblock eingesteckt. Der Landkreis-Chef verriet, dass er früher auch höherklassig im Einsatz war als Assistent des legendären Bayerwald-Aushängeschildes Schorsch Greipl. „Ich habe die Schiedsrichterei sehr gerne gemacht. Wenn ich Zeit hätte, würde ich jetzt noch pfeifen“, sagte Raith, der das Match umsichtig und tadellos leitete. Nur einmal zeigte sich ein Zuschauer nicht einverstanden mit einer Abseitsentscheidung. Den Zwischenruf – „Hey Schiri, pfeif gscheid. Du kannst a Politiker sein“ – quittierte der Landrat mit einem Schmunzeln.

Musik kennt keine Grenzen

Aber nicht nur auf dem Fußballplatz war einiges geboten. Rund um die Grundschule hatten Sponsoren ihre Info- oder Aktionsstände aufgebaut. Auf dem Vorplatz gab es eine Premiere, ein kleines Konzert mit überwiegend behinderten Menschen aus zwei Wohnheimen des Landkreises Freyung-Grafenau. Das 20-köpfige Orchester gab die Songs „Mendocino“ und „Achy Breaky Heart“ zum Besten, bei denen die Zuhörer begeistert mitsangen und mitklatschen. Seit fast zwei Jahren läuft das Projekt „Kling mit“ des Musikinstitutes Bayerwald und der Lebenshilfe Grafenau, das durch die „Aktion Mensch“ gefördert wird; dabei wird Menschen mit und ohne Behinderung die Möglichkeit zum Musizieren angeboten.

Auf dem Allwetterplatz herrschte ebenfalls reger Betrieb. Dort standen Rollstühle bereit, in denen man Platz nehmen konnte, um einmal Rollstuhl-Basketball zu spielen. Dabei machten alle die Erfahrung, dass es gar nicht so einfach ist, mit dem Basketball zu dribbeln oder einen Korb zu erzielen. Ein paar Meter weiter war Zielspritzen mit dem Feuerwehr-Schlauch angesagt. Wenn lange genug mit dem Wasserstrahl die kleine Öffnung getroffen wurde, ging das Blaulicht an.

Voll des Lobes über den „Bunten Abend“ war Landrat Ronny Raith: „Eine ganz tolle, vorbildliche Aktion. Dass bei einem ‚klassischen Fest‘ die Inklusion in den Vordergrund gestellt wird, ist aller Ehren wert. Den Organisatoren und Beteiligten gebührt große Anerkennung“. Christian Bernreiter, Bayerischer Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, zeigte sich ebenfalls beeindruckt von einer Veranstaltung, die sozial- und gesellschaftspolitisch beispielhaft sei und allergrößten Respekt verdiene. Stellvertretender Landrat Helmut Plenk, zugleich Behindertenbeauftragter des Landkreises, zeigte sich vollauf begeistert und hoffte, dass die „gelebte Inklusion“ viele Nachahmer finden möge. Das Engagement der Patersdorfer Feuerwehr, die mit den Vorbereitungen für den unüblichen Festauftakt vor zwei Jahren begonnen hatte, stellte Bürgermeister Adolf Muhr heraus. Ferner waren zwei Landtagsabgeordnete begrüßt worden: Stefan Ebner (CSU) und Johann Müller (AfD), der bei einem Arbeitseinsatz an der Schänke den Jubelverein tatkräftig unterstützt hatte.

Text und Foto: pnp-Michael Kramhöller